Vogelperspektive auf die Fakultätenblöcke der Uni Kiel.

Landesbau

Ressourcenschonende Sanierung der Fakultätenblöcke, Uni Kiel

Wie kann man mit bestehender Bausubstanz zukunftsfähig bauen? Die Sanierung der Fakultätenblöcke in der Leibnizstraße 4 bis 10 an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) zeigt, wie es gehen kann: mit Urban Mining. Dabei wird so viel wie möglich von der vorhandenen Bausubstanz wiederverwendet – ganz im Sinne eines umwelt- und ressourcenschonenden Bauens. Kalksandsteine, Holztüren aus Massivholz oder Betonteile werden nicht einfach entsorgt, sondern sorgfältig zurückgebaut, aufgearbeitet und erneut verbaut. Auch bei neuen Bauteilen steht Nachhaltigkeit im Fokus: Holz-Alu-Fenster ersetzen Aluminiumfenster und senken damit den CO₂-Ausstoß deutlich.

Sanierung in vier Bauabschnitten

Der Gebäudekomplex aus den 1970er Jahren ist das Zentrum der Geisteswissenschaften der CAU. Die Sanierung der Fakultätenblöcke erfolgt in vier Bauabschnitten bis 2035. Der erste Abschnitt – die Sanierung der Leibnizstraße 6 inklusive Errichtung der Agora – ist bereits gestartet. Im Sockelbereich des Gebäudeensembles entsteht mit der sogenannten Agora ein neuer, zentraler Veranstaltungsbereich, der Offenheit und Begegnung fördern soll. Dafür werden drei Verbindungsbauten zurückgebaut. Die Büros, Seminarräume und Sanitäranlagen werden vollständig saniert. Im Sockel entsteht ein Bibliotheksverbund.

Das Land Schleswig-Holstein investiert rund 98 Millionen Euro in diesen ersten Bauabschnitt. Davon stammen 69,5 Millionen Euro aus dem Infrastrukturprogramm IMPULS. Die Fertigstellung ist für das Frühjahr 2028 geplant. Wenn der erste Bauabschnitt abgeschlossen ist, folgt die Sanierung der Leibnizstraße 8 (2. Bauabschnitt), der Leibnizstraße 4 (3. Bauabschnitt) und der Leibnizstraße 10 (4. Bauabschnitt).

Co2-Einsparung durch gezielte Materialwahl

Nicht nur die Wiederverwendung bestehender Elemente hilft, Ressourcen zu schonen – auch die Wahl der neuen Materialien ist entscheidend. So spart die Holzunterkonstruktion für die neue Fassade rund 17 Prozent Energie im Vergleich zu einer Aluminiumlösung. Holz-Alu-Fenster haben in der Herstellung etwa nur ein Fünftel der CO₂-Bilanz konventioneller Fenster. Und auch die neue Holzdachkonstruktion der Agora trägt zur Bilanz bei: Sie vermeidet rund 38 Tonnen CO₂. Anstelle eines konventionellen Glas-Stahl-Dachs kommt eine leichte ETFE-Konstruktion auf Holzbindern zum Einsatz. ETFE ist ein transparenter Hightech-Kunststoff, der wie Glas Licht durchlässt, aber viel leichter und flexibler ist. Die Holzbinder dienen als tragende Elemente und sind eine umweltfreundliche Alternative zu Stahl. 

Regenerative Energieversorgung

Zur Versorgung der Gebäude werden auf allen Fakultätenblöcken Photovoltaikanlagen mit insgesamt 279 kWp installiert. Hochleistungsenergiepfähle sorgen für passive Kühlung. Langfristig sollen die Gebäude an das Nahwärmenetz am Bremerskamp angeschlossen werden. Dort wird unter anderem die Abwärme eines neuen Rechenzentrums genutzt. 

Architekt
agn Leusmann GmbH
Bauzeit
Baubeginn: Frühjahr 2025 Fertigstellung: bis 2035

Die Bauwirtschaft ist einer der Hauptverursacher von CO2. Der Schlüssel für eine klimafreundliche Bauwirtschaft liegt in einem verantwortungsvollen, kreislaufgerechten Umgang mit Ressourcen jeglicher Art. Das setzen wir hier konsequent um.

Heinz Schwabe

stellvertretender Geschäftsbereichsleiter Landesbau

Blick auf die Fakultätenblöcke der Uni Kiel.